ZERM ONLINE
Gesamt Ausgabe 2020

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Die ZERM in Quarantäne

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Und schon wieder geht ein Jahr vorbei. Das zweite mit unserer Präsenz, um genau zu sein. Und trotz einem vollen Jahr Zeit war dieses doch um einiges inhaltsloser als noch das vorherige.

In diesem Jahre haben wir uns nämlich in, diesen ausgenommen, nur vier Artikeln zur unmöglichen Corona-Revolution, den BLM-Protesten, Rezos „Zerstörung der Presse“ und unserer hedonistischen Sicht auf die Klimakatastrophe positioniert.

Bei dreien dieser vier Artikel handelt es sich immerhin um qualitativ hochwertige Werke, dennoch ist dieser Output wohl etwas wenig, vor allem im Vergleich zum Vorjahr. All dies soll sich im nächsten Jahr allerdings wieder etwas verbessern, genau wie der Rest der ZERM, denn für 2021 planen wir eine komplette Neustrukturierung des größten Teils der ZERM-Infrastruktur.

Unser aktuelles System basiert auf einem stark verbesserten Fork „zm“ des Tools „lb“ des amerikanischen Rechtsextremisten Luke Smith. Dieses Werkzeug hat einige Vorteile, wie zum Beispiel die Simplizität, da es sich nur um ein in etwa hundertzeiliges Skript handelt, und die Generation von statischem HTML, die es uns erlaubt, einen simplen HTTP-Server zu verwenden. Die Nachteile sind allerdings auch offensichtlich: Korrekturen an bereits veröffentlichten Artikeln sind aufwändig, Änderungen am Layout alter Artikel noch weitaus arbeitsintensiver und die Erstellung der Gesamtausgaben erfordert eine Menge kruder Skript-Magie, um aus den HTML-Dateien wieder die rohen Artikel zu extrahieren.

Aus diesen Gründen werden wir im kommenden Jahr eine komplette Modernisierung der ZERM-Infrastruktur vornehmen und dabei in Zukunft auf einen komplett eigenen Server setzen, um diese Probleme zu beheben. Nachdem diese erledigt ist, wird auch wieder mit einer größeren Zahl an Artikeln zu rechnen sein.

In diesem Sinne, lasset uns das Jahr 2020 nun endlich beschließen.

von Pixel Häußler
31.12.2020 20:15 CET

Es ist egal.

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Das erfüllte Leben in der absurden Welt

Wir sind die verlorene Generation.

Geboren wurden wir im frühen zweiten Jahrtausend nach der Geburt eines hochmütigen Juden. Wir wuchsen auf in einer Zeit der Extreme. Kontraste umgeben uns: Die Arbeit wird nicht weniger, obwohl sie weniger wird, wir sind reich, von den Armen mal abgesehen, vom Klimaschutz hören wir auch mal, aber damit ist dann doch nur der Konsum gemeint. Für das Klima auf die Straße zu gehen würde ja eine Auflehnung gegen die Älteren erfordern, zu der uns der Mut fehlt. Warum sollte man sich denn auch gegen die Werte auflehnen, die die eigenen Eltern vertreten?

Und so wachsen wir auf und müssen unseren Platz finden in einer Welt, die wir eigentlich nicht verstehen. Vielmehr glauben wir, sie zu verstehen, da wir die Erklärungen unserer Vorgehenden mittlerweile völlig auswendig gelernt haben. Wir können diese Welt aber nicht verstehen, denn sie ist sinnlos. Sie ist verzerrt, absurd, pervers.

Nimmt man die Ideologie dieser Welt, nämlich die derer, die sie erbauten, unserer Vorfahren, an, erscheint sie plötzlich ganz logisch: dann ist die Weltrettung unbezahlbar und ökonomisch unverantwortlich, der Sozialismus der ewige Feind und das Wirtschaftswachstum wichtigstes Grundnahrungsmittel.

Wir leben in einer Zeit, wie man sie sich absurder nicht vorstellen könnte. Aber wie gehen wir mit diesen Umständen um?

Hilflos. Bisher sind wir verzweifelt, in dieser Welt zurechtzukommen. Wir haben versucht, nach den Regeln zu spielen. Das sollten wir besser lassen.

Das Klima können wir nicht retten, das Spiel ist aus. Eine Menschheit, die sich lieber mit „Arbeitsplätzen“ beschäftigt, kann die Welt nicht retten. Es gibt nichts, was wir tun können.

Aber genau das ist doch unsere Freiheit, oder um es mit Natalie Wynn zu sagen: “Nothing matters.” Es ist nämlich alleine diese Erkenntnis, die uns zu einem wahrhaftig freien Leben führen kann, einem Leben, das wir nicht Jahre vorausplanen, da wir uns unserer Mortalität bewusst sind. Wir müssen keine Angst haben, uns unsere Zukunft zu „verbauen“, wie es uns Vertretende der älteren Generationen weismachen wollen, da uns niemand zwingen kann, sie je zu erleben, und sie ohnehin sehr düster aussieht.

Bei der Gestaltung eines solchen Lebens werden wir uns sowohl im Rock ’n’ Roll, beispielsweise bei dem seit Jahrzehnten etablierten Motto “Live Fast, […] Die Young”, inspirieren lassen, als auch selbst neu denken müssen, denn beruflicher Erfolg ist in diesem System nicht nur unrealistisch, sondern auch sinnlos, oder um es mit dem Werk „uff“ des Künstlers alanoderso zu sagen: „Du machst dein Konto voll, / Doch stirbst dann trotzdem, lol!“

von Pixel Häußler
17.10.2020 23:35 CEST

Unsere Antwort auf „Die Zerstörung der Presse“ (Rezo)

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Wir entschuldigen uns für das späte Erscheinungsdatum dieses Artikels.[1]

Am 31. Mai 2020 erschien das Video „Die Zerstörung der Presse“ von Rezo[2], in dem er Missstände bei einigen großen, deutschen Zeitungen kritisiert. Da wir selten neutral berichten, sondern aktuell fast ausschließlich sauber recherchierte Meinungsbeiträge veröffentlichen, könnte dieser Artikel bei einigen Lesenden auf den ersten Blick Verwirrung hervorrufen. Wir sehen uns aber in der Pflicht, uns zu manchen der kritisierten Zeitungen zu äußern, da wir sie in früheren Artikeln bereits als Quellen genutzt haben.

Die abstrakteren Themen der frühen ZERM-Artikel kamen ohne Quellen aus, aber als es sie dann gab, wurden schnell auch der stern, DIE WeLT oder beliebige Börsenmagazine zu unseren Quellen.[3][4] Die letzten Artikel wurden in dieser Hinsicht allerdings wieder etwas „niveauvoller“.[5][6]

Der erste Punkt, der uns hier wichtig anzusprechen ist, ist, dass die Nutzung einer Quelle nicht mit einer bedingungslosen Zustimmung gleichzusetzen ist, diese Regel hat man auf Twitter ja schon gelernt: “RT ≠ endorsement”

Und auch waren diese Themen, da wir selten über bereits sehr bekannte Themen berichten, nicht immer einfach zu recherchieren, also ließen sich diese Quellen auch nur schwer ersetzen.

Dennoch distanzieren wir uns hiermit von allen Fremdquellen und werden in Zukunft auch stärker vermeiden, auf non-opportune Quellen zu verweisen.

von Pixel Häußler
31.08.2020 01:53 CEST

Wenn der Bürgerkrieg die einzige Lösung ist

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Dieser Artikel enthält Beschreibungen extremer Gewalt und Links zu Bildmaterial dieser.

Schon in meinem letzten Artikel schrieb ich ein paar Worte zum Tod von George Floyd. Mittlerweile aber geht es nicht mehr nur um ihn, denn wer um ihn trauert und systematische Veränderungen und Gerechtigkeit fordert, wird konsequent mit Tränengas gefoltert oder gleich angeschossen…oder noch besser: mit Pferden niedergetrampelt oder so zu Boden gestoßen, dass man aufgrund schwerer Hirnverletzungen wochenlang nicht laufen kann.[1][2]

Während den friedlichen “Black Lives Matter”-Protesten kam es bereits zu riesigen Mengen von Polizeigewalt. Protestierende wurden von der Polizei mit Pferden niedergetrampelt[3], mit Schlagstöcken niedergeschlagen und auch niedergeschossen.[4] Die Pflicht, Körperkameras zu tragen, wird dabei auch gekonnt ignoriert.[5]

Dabei wird stets versucht, jegliche Beweise zu vernichten[6], indem Journalistinnen und Journalisten mit besonderer Härte angegriffen werden.[7]

Mittlerweile sind über 700 Fälle von Gewalt gegen Protestierende[8] und fast 150 Fälle von Gewalt gegen Journalist*innen[9] bekannt.

Und das alles gegen friedliche Nutzer*innen ihrer Rechte. Diese Menschen nehmen die Rechte wahr, die ihnen von der Verfassung zugesprochen werden. Die USA befindet sich in keinem Bürgerkrieg, sondern im “war on democracy”, wie man diesen geistigen Nachfolger der “war on drugs” und “war on video games” wohl nennen könnte.

Natürlich können die Politiker, die diesen Krieg führen, ihn genau wie die letzten beiden nicht gewinnen, aber sie führen ihn dennoch. Diesen Krieg können die Protestierenden eigentlich nicht verlieren, sie müssen ihn nur gewinnen wollen.

Der aktuelle Präsident der USA ist Donald Trump und sein einziger Konkurrent ist Joe Biden. Mit beiden wird der Polizeistaat bleiben. Die Lage könnte sich also nach der Wahl etwas entspannen, aber dieser Konflikt lässt sich nicht friedlich lösen.

Dieser Konflikt lässt sich nur lösen, wenn die Protestierenden die Situation eskalieren und sie den Bürgerkrieg gewinnen, denn sie sind in der Überzahl, oder um es mit Unserem Präsidenten zu sagen: “We are many, they are few!”

von Pixel Häußler
07.07.2020 17:51 CEST

Kommt jetzt die Revolution?

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COVID-19 erschüttert die ganze Welt, in fast allen Facetten. Nun hofften viele Linke – mich selbst eingeschlossen – auf die Revolution durch Corona, ganz nach dem Motto „Hurra, die Welt geht unter!“, wie man mittlerweile auch zahlreich in der Kommentarsektion des Musikvideos von K.I.Z artikuliert sieht. „Coronavirus. Flüchtlingskrise. Bevorstehende Weltwirtschaftskrise. Erstes Lied bei diesen Gedanken: “Hurra diese Welt geht unter” 🥰“, so eine Kommentatorin. Aber der Schein trügt, denn auch wenn man die aktuellen Veränderungen der Definition nach wohl als „Revolution“ bezeichnen könnte, handelt es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um die Revolution, aber wir haben ja noch George Floyd

Das Coronavirus erschüttert die gesamte Welt: Die Gesundheitssysteme, die Politik, die Wirtschaft. Und so wird mal schnell die Schwarze Null ausgesetzt, es werden riesige Kredite vergeben, und auch sonst wird all das getan, das man noch vor wenigen Monaten zum Schutze der Wirtschaft und vor der Inflation nie hätte tun dürfen. Und jetzt bekommen wir auch erstmals die Folgen eines Gesundheitssystems zu spüren, das ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien gestaltet wurde. All dies hat einen massiven Erwachensprozess zur Folge, wie man ihn sogar bei der FDP, beispielsweise bei Marie-Agnes Strack-Zimmermann[1][2], beobachten kann.

Während die FDP aufwacht, verfallen die Grünen hingegen in Tiefschlaf, wie man bei Robert Habeck sieht.[3] Und das ist auch schon ein großer Teil des Problems: Die Verschiebung der „Grünen“ Partei nach rechts bzw. ihr damit einhergehender Wandel zur ökonomischen Rechten. Denn mit dem Wegfall der SPD durch die Große Koalition bleibt jetzt nur noch Die LINKE. Und alleine funktioniert eine Regierung in einer pluralistischen Demokratie nun mal nicht. Der Mittelstand will zurück zum „Normalzustand“, weil die kaputte Welt von gestern vielleicht doch noch schöner ist als das Homeoffice von heute, also denkt man gar nicht über das “new normal” nach und kreischt stattdessen nur nach Lockerungen.

Und eine Revolution auf der Straße kommt durch COVID-19 auch nicht, die einzigen Demonstrierenden sind Verschwörungsideolog*innen[4] und deren Revolution wird eine rechte sein. Die Revolution durch Corona passiert nicht, auch wenn das traurig sein mag.

Und dann…Rest In Peace

Am 25. Mai 2020 wurde der unbewaffnete, afro-amerikanische Mann George Floyd von einem Polizisten bewusst getötet und seitdem brennt Amerika, und Twitter auch.

Tausende Menschen sind auf den Straßen, “#BlackLivesMatter” und “#ACAB” sind ihre Mottos – gegen den Rassismus und die Polizei, die Antworten sind Tränengas und Schüsse auf die Köpfe der eigenen Bevölkerung.[5] Alle Antifaschist*innen sind jetzt offiziell kriminell, nein, sogar Mitglieder einer terroristischen Organisation[6] und wenn die Bundesstaaten nicht genug tun, wird eben die Armee eingesetzt, gegen das eigene Volk.[7] Bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, das klingt schon mehr nach einer Revolution.

Aber ist das die Revolution? In den USA, wenn wir fest daran glauben, unnachgiebig dafür kämpfen und etwas Glück haben, ganz eventuell, vielleicht, ja. Nur kann diese Revolution leider keine sozialistische/kommunistische sein, denn das Ökonomische spielt erneut keine Rolle. Eine proto-anarchistische Revolution könnte daraus aber werden. In Deutschland wird erst einmal wenig passieren, aber das kann sich in den nächsten Monaten ja noch ändern.

von Pixel Häußler
02.06.2020 19:06 CEST